Das laute Wesen nimmt dann sofort unsere Wohnung in Beschlag wie ihre Festung und spielt sich auf als wäre sie eine Königin.
Natürlich gibt es fast nur Dinge zu bemängeln:
Das Gemüse im Kühlschrank ist nicht sortiert,
da liegt ein wenig Staub in der Ecke,
dreckige Schuhe stehen unordentlich im Flur
und sie findet ein Hundehaar auf dem Sofa.
Meine Freundin versteht natürlich nicht ganz, weshalb ich immer einen Miesen mache, wenn ihre Mutter kommt.
Natürlich nicht. Sie ist eben der Engel und ich der böse, böse Mann, der sie nicht so glücklich machen kann, wie Mama es ihrem Schatz wünscht und der sie mit Sicherheit irgendwann verlässt, weil er sowieso nicht dem gesellschaftlichen Standard entspricht. Sie hätte ja lieber einen charmanten Chefarzt oder einen Anwalt für ihre Tochter anstatt eines Musikers. Wenn diese Frau nur Ahnung hätte, was sie da sagt.
Ihre Tochter ist mit Sicherheit kein Engel und das Schwiegermonster selbst auch keine Heilige. Sobald mir dieser Gedanke bei einem „netten Pläuschchen“ (KOTZ, ey!) und einem laktosefreien decaff-Schokolatte mit ihr kommt, muss ich anfangen zu grinsen, was sie manchmal etwas auf die Palme bringt und sie dann gespielt verletzt genauso laut verschwindet, wie sie gekommen ist…
Meine Freundin muss sich bald entscheiden, auf wessen Seite sie steht – ob sie sich von ihrem Elternhaus und der Einstellung ihrer Mutter unabhängig macht und zu mir hält oder ob sie auszieht ...